Bibliotheken Schaffhausen stabil im Wandel

Die Bibliotheken der Stadtverwaltung Schaffhausen bilden Fachfrauen und Fachmänner Information und Dokumentation aus. Wir haben diese Institution besucht, um herauszufinden, warum dieser Beruf heute viel mit Büchern, aber auch sehr viel mit modernen digitalisierten Informationsquellen zu tun hat. Anders als in vielen Büchern beschrieben, ist die Bibliothekarin/der Bibliothekar heute kein weisshaariger, introvertierter Bücherwurm mehr. Gefragt sind Leute, die ihre Kund/innen kompetent durch die Informationsflut navigieren. Wissen, wo suchen? Die Fachfrauen und Fachmänner der Schaffhauser Stadtbibliotheken zeigen genau das.

Das sehr breite, multimediale Angebot ist in zwei städtische Bibliotheken mit unterschiedlichem Charakter aufgeteilt. Im Stammhaus der Bibliotheken Schaffhausen – der Stadtbibliothek am Münsterplatz – findet sich der historische Buchbestand sowie die Sammlung von Handschriften und Zeitschriften rund um, von und über Schaffhausen. Die Stadtbibliothek wird als Magazinbibliothek geführt. Die zweite Bibliothek Agnesenschütte ist die öffentliche Freihandbibliothek mit einem Bestand von etwa 45’000 Medien mit unterschiedlichem Erzählcharakter. Von Sachbüchern über aktuelle Romane, Hörbücher in verschiedenen Sprachen bis hin zu interkulturellen Kinder- und Jugendmedien und audiovisuellen Medien für Erwachsene und Jugendliche.

Die Magazinbibliothek – Arbeiten im regionalen historischen Gedächtnis der Stadt Schaffhausen.

Im Unterschied zu der Freihandbibliothek, kann in einer Magazinbibliothek nicht einfach auf deren historischen Bestand zugegriffen werden, sondern man erhält durch das kompetente Fachpersonal die gewünschten Bücher aus dem historischen Bestand am Schalter.

Historischer Bestand der Stadtbibliothek Schaffhausen

Im Gegensatz zu vielen anderen Kantonen, verfügt der Kanton Schaffhausen über keine Kantonsbibliothek. Entsprechend stellt die Stadtbibliothek die mit Abstand grösste Institution dar, welche alles sammelt, was mit Schaffhausen zu tun hat. Seien es Bücher von ortsansässigen Autoren/innen oder Auslands-Schaffhausern und Schaffhauserinnen, historische Handschriften oder Zeitungen. Du siehst, so viel Schaffhausen gibt’s nicht mal am Stadttor! Warum man das alles sammelt und was das genau mit Fortschritt zu tun hat, erklärt uns Roger Günthart, Leiter Medienbearbeitung und Berufsbildner wie folgt:

«Um die Gegenwart zu verstehen, sollte man die Vergangenheit kennen. Hierbei sind wir in der Magazinbibliothek der Stadt die Anlaufstelle, welche die entsprechenden Informationen zur Verfügung stellt. Überspitzt gesagt, können wir bei aktuellen Themen zu deren Umgang beitragen oder gar helfen, vorzeitliche Fehler nicht zu wiederholen. Aktuellstes Beispiel wäre natürlich im Rahmen von Corona, die Frage, ob es schon mal Pandemien gab und falls ja, wie man mit diesen umging. In dem Sinne ist ein geschichtlich kulturelles Gedächtnis sehr wichtig auf das man in literarischer Form zurückgreifen kann.»

Als Lernender verbringst Du jeweils je einen halben Tag pro Woche am Schalter, der Auskunftsstelle der Magazinbibliothek. Kurz zusammengefasst bedeutet das gemäss Roger Günthart: «Im Umfeld der Bibliothek wird Information gesammelt, gespeichert und vermittelt. Wichtig dabei ist, dass diese Wissensträger entsprechend auffindbar gemacht werden. Sie werden strukturiert verzeichnet.» 

Schalter am Münsterplatz

Übersetzt bedeutet das für Dich als Lernender: Dich im Bestand versiert zurecht zu finden, erfassen von Neuzugängen und katalogisieren. Aber täusch Dich nicht, es handelt sich hier nicht um die Arbeit eines reinen Schreibtischtäters im Hintergrund! Der Kundenkontakt ist das A und O Deiner Ausbildung. Du bist stark am Schalter eingebunden, gibst Auskunft, bearbeitest diverse Anfragen und musst eventuell auch einem Suchenden zu Rate stehen, der gar nicht weiss, was er denn genau sucht. Vermehrt kommen auch Kompetenzschulungen in Recherche dazu. Diese nicht nur für Dich, sondern auch für Schulklassen. Berührungsängste mit einer breiten Masse an verschiedensten Leuten gilt es abzulegen. Ganz nebenbei erfährst Du auch, wie es in Deiner Region vor Deiner Zeit so lief. Was für Schlagzeilen die Leute in Schaffhausen umtrieben vor 30, 40 oder 100 Jahren und weiter zurück. Das alles, währendem Du die aktuelle Zeit bereits für die Nachwelt dokumentierst. Das Heute im Morgen und das Heute im Kontext zu damals, ist Dein Arbeitsmaterial.

Noch mehr Schaffhauser Geschichts-Dokumentation gefällig?

Zusätzlich bietet das Stadtarchiv wie auch das Didaktische Zentrum der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen ab 2022 drei- bis viermonatige Praktika’s an. Da kannst Du sozusagen in Realtime dokumentieren, was Schaffhausen zu Deiner Zeit bewegt.

Agnesenschütte – die öffentliche Freihandbibliothek

Die öffentliche Freihandbibliothek hat im Vergleich zur Magazin Bibliothek einen sehr breiten Mix von aktuellen Medien, die sie der gesamten Schaffhauser Bevölkerung zur Verfügung stellt. Hierbei ist es enorm wichtig, auf die Vielfältigkeit der Interessen und Bedürfnisse der Schaffhauser Kundschaft einzugehen. Entsprechend müssen die Interessen der Bevölkerung bekannt sein. Gerade bei kontroversen Themen, wie beispielsweise aktuell Corona, ist es wichtig, dass Bücher ins Angebot aufgenommen werden, welche die ganze Bandbreite der Thematik abbilden. Auch hier bis du einen halben Tag pro Woche im direkten Kundenkuntakt.

 «Auf Deutsch kommen pro Jahr ca. 80tausend neue Bücher auf den Markt. Das jährliche Budget der Bibliothek umfasst ca. 4000 neue Bücher. Es werden also um die 5% des gesamten Literaturausstosses angeschafft und zur Verfügung gestellt.» So Roger Günthart.

Hier kannst Du als Lernender natürlich auch Deine Trendkenntnisse einfliessen lassen. Dein Einschätzungsvermögen von neuen Technologien unter Beweis stellen, da bist Du schliesslich näher an der folgenden Generation dran.

Und was hat das mit unserer Zukunft zu tun?!

Wir stellen fest, eine dokumentierte Gesellschaft ist eine zukunftsfähige Gesellschaft. Nun bringt die Digitalisierung eine noch wenig in der Masse diskutierte Herausforderung mit sich: Die Langzeitarchivierung von elektronischen Daten ist noch nicht geklärt! Bitte was? Bis anhin war immer klar: Bücher und gedruckte Schriften lassen sich – bei richtiger Pflege – sehr gut aufbewahren. Ihr «Dateiformat» überdauert Jahrhunderte. Anders ist das bei all den digitalisierten Dateiformaten. Ist ein PDF in 10 Jahren überhaupt noch lesbar? Wie sieht’s mit Blogs aus? Das sind Fragen, denen Du Dich annehmen könntest, nach Deiner Grundbildung.

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