Multikulti, wild, bunt und abwechslungsreich: Das bietet der Beruf Fachfrau /-mann Betreuung Kind!

Wir haben den Beruf der Fachfrauen und -männer Betreuung Fachrichtung Kind für Euch etwas genauer unter die Lupe genommen. Was Euch in diesem Beruf erwartet und was er genau mit Qualitätsmanagement und Professionalisierung am Hut hat, erfahrt ihr im folgenden Gespräch mit Aline Brülhart aus der Krippe Forsthaust.

Frau Brülhart hat ihre gesamte Ausbildung zur Fachfrau Betreuung Kind, vom Praktikum, über die Lehre bis hin zur Höheren Fachhochschule bei der Stadt Schaffhausen absolviert und kann uns einiges über die Arbeit in der städtischen Krippe berichten.

Frau Brülhart, Sie bilden Fachfrauen/-männer Betreuung mit Fachrichtung Kind bei sich in der Krippe Forsthaus aus. Wie sieht so ein Alltag für den Lernenden aus?

Wild, bunt und abwechslungsreich. Einen Alltag im klassischen Sinne gibt es bei uns nicht. Es ist eher so, dass jeder Tag neue Flexibilität abfragt.

Natürlich gibt es gewisse Ankerpunkte wie beispielsweise die Essenszeiten und geführte Angebote. Aber in der Zusammenarbeit mit Menschen unterschiedlichsten Alters, ist man nie auf jede Eventualität und Gefühlslage abschliessend vorbereitet.

Was dürfen wir uns denn unter «geführten Angeboten» vorstellen?

Kinder lernen im Spiel und spielen beim Lernen. Frühkindliche Bildung beginnt ab Geburt und meint die eigene Leistung des Kindes zu seiner Entwicklung. Betreuung und Erziehung sind die Beiträge der Erwachsenen, Kinder in ihren individuellen Bildungs- und Entwicklungsprozessen zu begleiten und zu unterstützen.

Die geführten Angebote sind geplante nächste Schritte für das einzelne Kind oder eine bestimmte Kindergruppe. Ausgehend von den Beobachtungen der Fachpersonen oder dem Austausch mit den Kindern werden die Angebote in den verschiedenen Spielbereichen geplant und durchgeführt. Dies kann auf vielfältige Art und Weise geschehen: Im Kennenlernen neuer Lieder, Verse und Geschichten. Beim Bauen und Konstruieren mit verschiedenen Materialien, beim Basteln und Werken, beim Turnen und Tanzen oder mit ersten Erfahrungen mit Regelspielen.

Wird diese Beobachtungsgabe und das pädagogische Flair denn schon ab Tag eins von den Lernenden erwartet?

Nein, sicher nicht. Es gehört zu unseren Aufgaben als BerufsbildnerInnen, unsere Lernenden von Tag eins weg darin zu schulen. Ihre eigene Beobachtungsgabe, Feinfühligkeit und Empathie müssen gefördert und ausgebaut werden. Das Flair eines neuen Lernenden hilft da natürlich sehr. Zentral ist vor allem die Bereitschaft, sich auf das Spiel der Kinder einlassen zu können diese zu begleiten und die Spielsituationen zu beobachten.

Wie sieht denn so ein erster Tag aus?

Am ersten Tag lernt man als allererstes das Team, die Kinder wie auch die allgemeinen Tagesabläufe kennen. Grossen Wert legen wir von Beginn an auf die Kommunikation.

Am Anfang begleiten die Lernenden vor allem die Fachpersonen und beobachten die Vorgänge. Sie sind im Umgang mit den Kindern nie allein.  Zunächst geht es um die Kommunikation mit dem Kind, ab dem zweiten bis dritten Lehrjahr kommen Elterngespräche dazu.

Auf der Homepage der Berufsbildung Schaffhausen, werben Sie damit, dass es bei der Arbeit mit Kindern viel über sich selber zu lernen gibt. Wie genau ist denn das nun gemeint bezugnehmend auf ihre Kita?

Gerade die Eigenwirkung und Fremdwahrnehmung werden im Bildungsbericht stark reflektiert. Wie man sich selbst wahrnimmt, steht nicht nur oft im Kontrast zu wie man wahrgenommen wird, sondern auch wie man meint, wahrgenommen zu werden.

Ausserdem ist man in der Arbeit mit verschiedensten Menschen im Kontakt, mit denen man unterschiedlich umgehen muss. Die bewusste Kommunikation im Rahmen des sozialen Zusammenseins ist dabei ein Schlüsselelement. Zum einen geht es um «Ich-Botschaften» und wertschätzende Feedbacks und zum anderen geht es darum im Sinne des Gemeinschaft Wohls eigene Prägungen abzulegen.

Das klingt nach viel Reflexionsarbeit, die ein Lernender da aufbringen muss. Wie begleiten Sie denn in der Praxis diese während der Ausbildung?

Wir haben alle zwei Wochen eine grosse Sitzung mit allen Lernenden. Dabei bringen die Lernenden verschiedene Situationen ein und wir reflektieren diese gemeinsam.

Der Ruf nach qualifiziertem Personal im Bereich der Kinderbetreuung wird immer lauter. Wie sieht Ihr Qualitätsmanagement aus und wie vermitteln sie dieses?

Nun man muss sich bewusst sein, dass es da Unterschiede bei den Kita’s gibt. Bei der städtischen Krippe Forsthaus hat jedes Team ein jährliches Budget für pädagogische Weiterbildungen. Die Stadt Schaffhausen gibt uns auch die Chance, Supervisionen durchzuführen – was alles andere als eine Selbstverständlichkeit darstellt. Bei beiden Angeboten können auch die Lernenden aktiv teilnehmen. Ganz im Sinne der Nachwuchsförderung und des Qualitätsmanagements kann man sich bei uns bis hin zum Höheren Fachschulabschluss bilden. Ausserdem sind wir mit dem «Quali-Kita» zertifiziert.

Was für Potential birgt der Beruf für die Lernenden im Rahmen ihrer persönlichen Entwicklung nebst dem Erlangen eines Abschlusses?

Der Beruf Fachfrau/-mann Betreuung ist ein Beruf, der auf mehreren Ebenen Horizonte öffnet. Sei es das Feingefühl in der multikulturellen Zusammenarbeit, der Umgang mit Sprache und Ausdrucksformen oder der Ausbau der Empathiefähigkeit.

Die Teamarbeit als zentrales Element. Auf was für einen «Team-Mix» achten Sie denn oder erachten Sie als sinnvoll?

In erster Linie suchen wir immer die beste Person für den Job. Wir legen allerdings, sehr im Sinne der Kinder, auch grossen Wert auf Diversität. Als städtische Krippe betreuen wir Kinder verschiedenster Herkunft. Entsprechend sorgen wir auch bei den Lernenden und dem Betreuungspersonal für eine gute Durchmischung.

Wie wird sich dieser Beruf noch entwickeln? Was lässt sich heute bereits sagen?

Ab diesem Sommer 2021 gibt es eine ganz neue, überarbeitete FABE Ausbildung. Diese richtet sich intensiv nach den sogenannt «fünf transversalen Handlungskompetenzen». Diese begleiten einen durch die gesamte Ausbildung. Das Niveau der Ausbildung wurde bereits stark angehoben und man geht immer stärker in die Richtung der Frühkindlichen Bildung. Diese Professionalisierung wird im Theoretischen wie auch Praktischen verankert.