Knapp 100 junge Leute sind es, welche unter den Fittichen der Stadt Schaffhausen ihren Start ins Berufsleben machen. Was das für die Berufsbildung der Stadt Schaffhausen bedeutet, erfahren Sie im Gespräch mit Annette Baumann, HR-Beraterin der Stadt Schaffhausen.
Nicht nur für den Bereich Ausbildung zuständig zu sein, sondern selbst auch als Ausbildnerin tätig zu sein, macht Annette Baumann Spass. Junge Männer und Frauen auf ihrem Weg ins Berufsleben zu begleiten, zu sehen, wie sie sich verändern in dieser lehrreichen Zeit, mitzukriegen, was sie auch privat beschäftigt und wie die Stimmung unter den Lernenden ist, das ist es, weshalb es für Annette Baumann wichtig ist, auch selber als Lehrmeisterin zu arbeiten: “Man ‘gspürt’ so direkt wie die Stimmung ist”.
Viele der Berufsbildnerinnen und Berufsbildner bei der Stadt sind schon seit Jahren mit dabei und dies mit viel Herzblut und Erfahrung. Es sind Leute, welche in erster Linie Freude haben an den Jugendlichen und diese Freude ist auch nötig, um die Jugendlichen begleiten zu können. Nicht selten bringen diese nicht ganz einfache familiäre Hintergründe mit sich, befinden sich gerade im Ablösungsprozess oder erleben die erste grosse Liebe. “Als Berufsbildner muss man ihnen das berufliche Handwerk mitgeben, aber sie auch mal persönlich auffangen können, sie fördern aber auch fordern, ihnen ein Vorbild und ein Sparringpartner sein”, wie Annette Baumann aus eigener Erfahrung weiss. Oft entsteht dabei über die Lehrzeit hinweg eine Verbundenheit, welche auch nach dem Abschluss noch Bestand hat und manchmal dazu führt, dass ehemalige Lernende wieder zu den neuen Mitarbeitenden zählen.
“Wichtig ist einfach, dass man merkt, dass die jungen Leute Feuer gefangen haben.”
— Annette Baumann, Berufsbildnerin und Ausbildungsverantwortliche Stadt Schaffhausen
Sich für den Beruf begeistern können
Die Stadt hat sich im Bereich Berufsbildung auf die Fahne geschrieben, hochstehende Qualität bieten zu können. Die grosse Herausforderung ist es aber, die passenden Lernenden zu finden. Nicht nur Schülerinnen und Schüler mit den besten Noten und einem Sek-Zeugnis in der Tasche sind gefragt, auch Jugendliche mit einem Realabschluss oder Migrationshintergrund erhalten eine Chance. “Wichtig ist einfach, dass man merkt, dass die jungen Leute Feuer gefangen haben, dass sie sich für den Beruf begeistern können, dann lernen sie auch und kommen gut durch die Ausbildung – mit allen Hochs und Tiefs”, erklärt Annette Baumann.
14 Berufsfelder insgesamt bietet die Stadt und ist damit einer der grössten Ausbildungsbetriebe in Schaffhausen, grösser auch als der Kanton. In den einen Berufen sind sowohl Vorlehren, die zweijährigen Attest-Ausbildungen, als auch Ausbildungen mit Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis möglich; vom Fachmann-, der Fachfrau Betreuung oder Hauswirtschaft, über den Ziergärtner, die Forstwartin, die Kauffrau bis zum Koch. Wenn alles klappt, dann kommt ab dem Sommer 2022 noch der Beruf des Winzers, der Winzerin dazu. Insgesamt sind es gegen 30 junge Frauen und Männer, welche jedes Jahr neu ins 1. Lehrjahr einsteigen. Gesamthaft zählt die Stadt knapp 100 Lernende – Tendenz steigend. “Ziel ist es, die 100-er Grenze knacken zu können”, so Annette Baumann.
“Ziel ist es, die 100-er Grenze knacken zu können.”
— Annette Baumann
Dabei sind die Berufe einem stetigem Wandel unterworfen. Aufgaben, welche früher in der Schule unterrichtet wurden, werden heute in die praktische Ausbildung integriert, wie etwa bei der Lehre zur Fachfrau, dem Fachmann Dokumentation, wo die Digitalisierung stark Einzug gehalten hat. Aber auch bei der kaufmännischen Ausbildung werden die Jugendlichen ab 2022 anders gefordert und ist mehr Eigenverantwortung gefragt, wenn sie selbstständig ein Portfolio über die gesamte Lehrzeit führen müssen.
“Oft ist nicht klar, was die Stadt als Ausbildungsbetrieb alles bietet. Es ist sicher möglich, da noch einiges zu bewegen, wenn wir dies noch besser kommunizieren.”
— Annette Baumann
Knackpunkt: genügend Bewerbungen zu kriegen
Jeweils im Sommer beginnt die Rekrutierung der neuen Lernenden fürs nächste Jahr. Die meisten Berufe werden Ende Juli anfangs August ausgeschrieben. Bis Ende des Jahres sollten die Lehrstellen aber besetzt sein. Doch nicht bei allen Berufen ist dies immer möglich, denn genügend Bewerbungen zu kriegen ist gar nicht so einfach in der heutigen Zeit. “Die Rekrutierung ist auch in der Privatwirtschaft schwieriger geworden”, ist sich Annette Baumann sicher, aber dort würden zum Teil andere Möglichkeiten für Werbung zur Verfügung stehen, wie die Stadt diese hat.
“Die Stadt muss sich als Ausbildungsbetrieb nicht verstecken. Oft ist aber nicht klar, was wir alles bieten. Es ist sicher möglich, da noch einiges zu bewegen, wenn wir dies noch besser kommunizieren”, ist sich Annette Baumann sicher.
Berufsbildungskonzept
Mit dem Berufsbildungskonzept bekommt die Berufsbildung der Stadt Schaffhausen einen einheitlichen Rahmen. Das Konzept wurde von Annette Baumann erarbeitet und im Juni dieses Jahres vom Stadtrat verabschiedet. “Als eine der grössten Ausbildungsstätte des Kantons soll die Berufsbildung der Stadt Schaffhausen von aussen als Einheit wahrgenommen werden, die ihre Kultur in den einzelnen Bereichen individuell leben kann”, heisst es in dem Konzept zusammenfassend. “Ziel ist es den eigenen Nachwuchs auszubilden und zu fördern, um auch in Zukunft gut qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den eigenen Reihen zu rekrutieren.” Mit dem Konzept werden die Rollen und Zuständigkeiten der Berufsbildnerinnen und Berufsbildner klar umfasst, sowie die Schnittstellen intern und die Zusammenarbeit mit externen Stellen beschrieben.